Embodiment bei einer Frau mit durchsichtigem Körper gezeigt

Embodiment und innere Haltung: Warum Körper und Geist untrennbar sind

Im Coaching sprechen wir häufig von Haltung – sowohl im körperlichen als auch im geistigen Sinne. Doch was bedeutet das eigentlich konkret? Warum ist es so wichtig, nicht nur äußerlich aufrecht zu stehen, sondern auch innerlich aufrecht durchs Leben zu gehen?


Embodiment: Körper und Geist im Einklang

Embodiment beschreibt die Verkörperung von Emotionen und inneren Einstellungen durch den Körper. Das Konzept beruht auf der Erkenntnis, dass nicht nur unser Denken unsere Körperhaltung beeinflusst, sondern auch umgekehrt: Unsere körperliche Verfassung wirkt direkt auf unseren Geist.

Die Lernpsychologie weiß: Reize und Ereignisse führen zu motorischen Reaktionen, die unser Verhalten prägen. Doch oft wird übersehen, wie stark die körperliche Verfassung die geistige Haltung beeinflusst. Wenn Lernprozesse nicht körperlich erfahren werden dürfen, bleibt das Wissen theoretisch – ohne Verankerung im Langzeitgedächtnis.

Einfach gesagt: Wenn das Gelernte nicht gefühlt und verkörpert wird, bleibt es ohne echte Wirkung.


Warum ist Embodiment im Coaching so wichtig?

Jeder Mensch lernt durch Kreativität, Fühlen und Erfahrung. Worte allein sind oft leer, wenn sie nicht mit einem emotionalen Erlebnis verbunden sind. Coaching ist für mich nicht nur die Vermittlung von Methoden und Modellen – sondern die Begleitung hin zu einem inneren Erleben.

Im Coaching arbeite ich deshalb mit körperorientierten Methoden, die Gedanken und Gefühle konkret erfahrbar machen. Nicht durch Auswendiglernen, sondern durch Erleben.

Wenn eine Aufgabe frustrierend ist, nehmen wir unbewusst eine Körperhaltung des Durchhaltevermögens ein: oft beißen wir die Zähne zusammen, die Schultern sind eingesunken oder hochgezogen, der Brustkorb wird eingeengt. In dieser Körperhaltung sind wir sehr angespannt, alle Zellen und Organe erhalten vom Gehirn Signale, die die gleichen Wirkungen haben wie bei Angst. Der Körper stellt sich auf Kampf oder Wegrennen ein.

Ein Beispiel aus meiner Praxis:

Eine Projektmanagerin führt ein Team, auf das von anderen Abteilungen viel Druck ausgeübt wird. Im Unternehmen herrscht eine Kultur von Silo-Denken und jede Abteilung kämpft darum, nicht zur Verantwortung für Missstände gezogen zu werden, Fehler werden weiter geschoben.

Die Projektmanagerin möchte das Beste tun, um ihr Team möglichst vor dem Druck zu schützen, damit die Motivation erhalten bleibt. Denn die Arbeitsleistung im Team ist sehr gut und unterstützend, die guten Ergebnisse werden jedoch von anderen kaum wahrgenommen.

Im Coaching finden wir eine Situation, in der die Projektleiterin ein positives Ergebnis erwarten kann. Ich führe sie ganz bewusst mental in diese Situation, die das gewünschte Ergebnis bewirkt. Sie nimmt ihren Körper nun ganz anders wahr, als in der Problemsituation. Diese Gefühle werden dann im Coaching verankert, also mit der Ausgangssituation verbunden. Durch diese neue Erfahrung kann sich die innere Haltung verändern. Wenn die Körperhaltung erlebt wird, hat das eine Wirkung auf Gefühle, was Worte oft nicht können, da sie in einem anderen Gehirnteil verarbeitet werden.

Die Projektmanagerin war bereits nach einer Sitzung fähig, sich in den Meetings anders zu verhalten. Wir konnten in vier weiteren Sitzungen an ihrer eigenen Haltung arbeiten und dabei alte Hindernisse auflösen, die ihr Selbstwertgefühl unterminiert hatten. Dass sie im Coaching erlebt hat, sich wertvoll zu fühlen, kann sie jetzt auf ihren Alltag übertragen. Diese Haltung spürt das Team, das Vertrauen ist gewachsen und die positiven Ergebnisse sind sichtbarer geworden.


Haltung und Werte im Unternehmenskontext

Im Unternehmenskontext ist das Wissen um den Körper noch nicht sehr präsent, spielt jedoch eine zentrale Rolle. Wer Embodiment selbst nutzt, hat einen Vorsprung, weil sich dies auf viele Bereiche im Leben auswirkt, auch auf die Gesundheit. Führungskräfte, die Klarheit und Stabilität ausstrahlen möchten, müssen diese Haltung nicht nur verstehen, sondern auch körperlich verinnerlichen. Es reicht nicht, Werte zu formulieren – sie müssen durch den eigenen Auftritt, die eigene Ausstrahlung verkörpert werden.

Ein häufiger Fehler in Unternehmen ist die Diskrepanz zwischen gelebten und kommunizierten Werten. Oft wird gefordert, Verantwortung zu teilen und Selbstorganisation zu fördern – doch in der Praxis wird die Führungskraft nicht immer vom Management unterstützt und trägt dann alles allein. Hier braucht es mehr als schöne Worte: eine innere Haltung, die erarbeitet wird und die Führungsperson selbst erst einmal stärkt. Erst dann ist es möglich, dass sich bestimmte Werte selbst im Körper widerspiegeln. Die Führungskraft kann diese Werte authentisch widerspiegeln, weil sie selbst wertschätzend innere Dialoge führt. Der Umgang wirkt sich genauso auf die anderen Menschen aus.


Leadership: Verantwortung und Klarheit

Leadership bedeutet nicht, einfach zu delegieren. Positive Leadership bedeutet, andere zu befähigen, mitzuwirken – ohne die Richtung aus den Augen zu verlieren.
Ein Leader, der die Haltung verinnerlicht hat, die er nach außen transportiert, ist glaubwürdig. Er oder sie handelt im Einklang mit den eigenen Werten – und das wird körperlich sichtbar: eine klare, ruhige Präsenz, die Vertrauen schafft.


Wie wirkt sich Embodiment auf die Unternehmenskultur aus?

Eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und Klarheit aufbaut, entsteht durch Menschen, die Haltung nicht nur fordern, sondern verkörpern. Wenn Führungskräfte authentisch sind, entsteht ein Raum, in dem sich Mitarbeitende sicher fühlen, Verantwortung zu übernehmen.

Statt die Mitarbeiter:innen für die Positionen „passend zu machen“, sollte man den Menschen und seine individuellen Ressourcen sehen. Wenn die innere Haltung zur Aufgabe passt, entfaltet sich positive Energie und Kreativität – und das spiegelt sich auch im Unternehmenserfolg wider.


Fazit:

Embodiment ist mehr als eine Coaching-Methode – es ist die Brücke zwischen innerer Haltung und äußerer Präsenz. Wer Haltung verkörpert, bringt Klarheit in sich selbst und damit auch in die Zusammenarbeit. Ob im Coaching oder im Unternehmenskontext: Die Verbindung von Körper und Geist schafft Authentizität und Wirksamkeit.

Gerne kläre ich mit Ihnen in einem kostenlosen Erstgespräch, ob das Embodiment für Sie hilfreich sein kann.

Wer mehr darüber wissen will: im Coaching Magazin 05/2019 wird der Zusammenhang von Embodiment und Emotionen etwas umfassender erklärt. Der Artikel enthält auch wissenschaftliche Hintergründe.

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